Teil 1 des 30. Jahrganges der Apoldaer Heimat
8. Juli 2012
Am 5. Juli wurde eine neue Publikation der Schriftenreihe vorgestellt. Im 30. Jahr des Bestehens der Schriftenreihe Apoldaer Heimat sollen zwei Publikationen erscheinen. Jetzt liegt eine Broschüre mit 51 Textseiten vor. Das Titelbild von Gerd Schnetter zeigt die Villa Opel in der Bachstraße und knüpft damit an mehrere Aufsätze im Heft an.
Thomas Bahr und Martin Dornheim haben die Spuren der Weltfirma August Opel verfolgt. Dieses Unternehmen wurde 1832 gegründet und exportierte beispielsweise Gänseleberwurst mit Trüffeln in viele Länder. Nach 1945 produzierte der VEB Fleischwarenfabrik in den Räumen der Firma August Opel. Dieser volkseigene Betrieb gehörte ab 1965 zum VEB Fleischkombinat Erfurt und wurde 1971/72 in den Schlachthof an der Buttstädter Straße verlegt. Sieben Mitarbeiter kauften im Jahre 1992 den Betrieb von der Treuhandanstalt. Heute führt die Thüringer Fleischwaren Produktions- und Vertriebs AG die Tradition der Fleischwarenproduktion in Apolda weiter.
Auf dem Betriebsgelände zwischen Bachstraße und Ritterstraße hatte seit Juli 1973 der neugegründete VEB Großküche seine Räumlichkeiten. In dieser Großküche wurden pro Tag bis zu 4300 Essenportionen für Schulen, Betriebe und Verwaltungseinrichtungen hergestellt.
Nach jahrelangem Leerstand kam es 2001/2002 zum Abriß der Gebäudesubstanz der Großküche. Jetzt entsteht an dieser Stelle der Wohnpark am Brühl der WGA Wohnungsgesellschaft Apolda. Die Architektin Anna Katharina Satzinger stellt in der Apoldaer Heimat ihr Projekt vor. Drei Baukörper entstehen entlang der Bachstraße, des Brühl und der Ritterstraße. Insgesamt entstehen 54 Wohnungen mit ein bis drei Zimmern. Charakteristisch ist die Lage der Wohnungen an Laubengängen.
Christian Misch vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie würdigt die 1889 – 1891 errichtete Villa Opel in der Bachstraße als prächtiges Wohnhaus, das alles übertraf, was bis dahin in Apolda an Wohnhäusern gebaut wurde. Er stellt aber auch klar, daß die Villa Opel keine Villa ist, da sie nicht innerhalb einer Gartenfläche oder eines Parks steht. Der Autor geht davon aus, daß das Palais Pringsheim in Berlin als Vorbild für die Apoldaer Villa Opel diente.
Karl Weise (1844-1926), der Architekt der Villa Opel, wird von Thomas Bahr vorgestellt. Karl Weise war von 1889 – 1896 als Großherzoglicher Landbaumeister im II. Verwaltungsbezirk des Großherzogtums in Apolda tätig. Er wirkte auch bei der Vorbereitung des Baus der Lutherkirche mit und veröffentlichte grundlegende Studien zur Gestaltung von protestantischen Kirchenbauten.
Über neue archäologische Ausgrabungen an der Apoldaer Bachstraße berichten Frank Jelitzki und Michael Schönfeld. Die Grabungen fanden im Jahre 2010 auf dem Baugelände statt, auf dem jetzt der Wohnpark am Brühl entsteht. Die Untersuchungen der Bodenfunde haben neue Erkenntnisse zur Siedlungs- und Stadtgeschichte von Apolda gebracht. Das Areal an der Bachstraße war im Mittelalter oft sehr feucht, als Folge der Nähe zum Schötener Bach. Bodenbefunde zeigen jedoch, daß an dieser Stelle schon im Zeitabschnitt zwischen 800 vor unserer Zeitrechnung und dem Jahr 100 unserer Zeitrechnung eine Siedlung bestand. An anderer Stelle wurde im Grabungsgebiet ein Brunnen gefunden, der im 16./17. Jh. verfüllt wurde.